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    17. September 2011

    Siegen inspiriert: Umzug der Universität ins Untere Schloss – Interview mit Prof. Dr. Volker Wulf, Dekan der Wirtschaftsfakultät

    Im Rahmen des Regionale-Projekts „Siegen – Zu neuen Ufern“ wird das Untere Schloss zum Universitätsstandort. Auch die Uni selbst ist in einer Umbruchphase und auf dem Weg zu neuen Ufern. Siegen inspiriert sprach mit dem Dekan der Wirtschaftsfakultät, Prof. Dr. Volker Wulf.

    Siegen inspiriert: „Die Uni Siegen befindet sich im Umbruchsprozess. Sie sind neuer Dekan der neuen Fakultät III. Was macht den Strukturveränderungsprozess der Uni Siegen aus und welche Zukunftsvision der Wirtschaftsfakultät ist damit verbunden?“

    Volker Wulf: „Die Strukturveränderung betrifft die gesamte Universität Siegen. Sie befindet sich aktuell in der größten Restrukturierung ihrer Geschichte. Dabei sind wir gefordert eine zukunftsfähige Positionierung unserer Hochschule zu entwickeln.  Auch die Fakultät III „Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsrecht und Wirtschaftsinformatik“ durchläuft aktuell einen erheblichen Entwicklungsprozess, dessen Ziele werden gerade beteiligungsorientiert in Workshops und Strategiekreisen erarbeitet. Die Arbeit basiert dabei  auf folgenden Grundannahmen: 1. wollen wir die Kompetenzen unserer Fakultät international klarer sichtbar machen, was mit einer Fokussierung des Lehr- und Forschungsprofils einhergehen muss, 2. wollen wir unsere Fakultät noch wesentlich enger mit anderen Exzellenzbereichen der Hochschule vernetzen. Dabei denken wir aktuell insbesondere an die Ingenieur- und Medienwissenschaften. Durch eine engere interfakultative Kooperation bieten sich am Hochschulstandort Siegen noch erhebliche Entwicklungspotentiale.  3. wollen wir die Kooperation mit der Region in Forschung und Lehre verstärken. Dazu werden wir auch eine spezielle Internetplattform ins Leben rufen.
    Als regional verankerte mittelgroße Universität stehen wir schon jetzt in der Bildungslandschaft mit einigen Alleinstellungsmerkmalen da. Dank des großen Engagements meiner Kollegen Arnd Wiedemann und Volker Stein bietet die „Südwestfälischen Akademie des Mittelstandes“ berufsbegleitende Weiterbildung von Führungskräften der regionalen Wirtschaft. Durch die Weiterentwicklung des „Siegener Mittelstandsinstituts“ sollen personell und thematisch neue Akzente gesetzt werden. Das Institut ist die Kooperationsplattform der Fakultät mit der mittelständischen Wirtschaft der Region in Forschung und Entwicklung. Unter der zukünftigen Leitung meines Kollegen Dirk Briskorn avisieren wir intensivere Projektkooperationen mit den Ingenieurswissenschaften und der Informatik.“

    Siegen inspiriert: „Stichwort Campus-Siegen-Mitte: die „Uni im Schloss“. Wie ist der Stand der Dinge?“

    Volker Wulf: „Das Wichtigste für unsere Fakultät sind natürlich unsere Studierenden. In den nächsten Jahren werden wir einen starken Anstieg der Studierendenzahlen erleben.  Zurzeit studieren 3.580 Studierende an unserer Fakultät. Wir erwarten in den nächsten Jahren durch Verkürzung der Abiturjahrgänge und den Wegfall des Wehrdienstes einen erheblichen Zuwachs von bis zu 25%, so dass in ein paar Jahren bis zu 4.500 Studenten einen Abschluss bei uns suchen werden. Dabei kommt neben den wachsenden Studierendenzahlen und der inhaltlichen Neuausrichtung eine große logistische Herausforderung auf uns zu. Mit dem Umbau des Unteren Schloss in Siegens Mitte werden wir die gesamte Fakultät mit Hörsälen, Seminarräumen, Büro, Mensa, Bibliothek usw. in die Stadtmitte umsiedeln. Dank des großen Engagement der Region wird wohl schon ab Frühjahr 2012 der Umbau des Hauptkörpers des Unteren Schloss beginnen können. Bis 2015 sollen dann schrittweise die restlichen Bauarbeiten umgesetzt werden, inklusive des geplanten Umbaus des Kreiskrankenhauses.“

    Siegen inspiriert: „Welche Bedeutung hat dieser Veränderungsprozess für die Fakultät und Stadt / Region, da der Umbau des Unteren Schlosses ja auch Regionale 2013 Projekt ist?“

    Volker Wulf: „Für die Stadt Siegen und die Universität Siegen birgt der Umzug unserer Fakultät ins Stadtzentrum eine Jahrhundertchance, einige strukturelle Probleme der Gründungsjahre der Universität zu kompensieren. Die Universität Siegen auf dem Haardter Berg in Weidenau hat das Stadtbild zwar architektonisch in gewissem Sinne geprägt, allerdings beeinträchtigte die räumliche Entfernung zwischen Hochschule und Stadtzentrum die Entwicklungsmöglichkeiten sowohl der Universität als auch der Stadt. Siegen ist bisher nie wirklich als Universitätsstadt wahrgenommen worden und dass obwohl aktuell mehr als 14.000 Studierende auf nur etwa 100.000 Einwohner kommen. Die Universität tut sich deshalb schwer, exzellente Studierende und Professoren zu gewinnen, die Stadt kämpft immer noch mit einem vermeintlichen Negativimage (‚Was ist schlimmer als verlieren?‘) Eine Stadt mit über 14.000 Studenten IST aber de facto eine Universitätsstadt. Wir hoffen, dass dieser Umzug die Wahrnehmung von Stadt und Universität verändert, die Pendlerquote reduziert, die Oberstadt verjüngt und interessante gemeinsame Aktivitäten entstehen lässt . Wir wollen die Fakultät näher in die Stadt, Region und zu den Bürgern bringen, um mit neuen Veranstaltungsformaten wichtige, wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Fragestellungen auch mit der Siegener Bürgerschaft zu erörtern. Wirtschaft ist ein spannendes Thema. Gemeinsam mit der Stadt wollen wir einen Veranstaltungskatalog für akademische und kunst-orientierte Formate entwickeln Hier erhoffen wir uns interessante Kooperationen z.B. im Bereich der Medienkunst mit dem Museum für Gegenwartskunst und Antworten auf die Frage, welche Rolle Kunst für nachhaltiges, ethisches und innovatives Wirtschaften spielen kann.“

    Siegen inspiriert: „Die Uni Siegen im regionalen Kontext. Welche Rolle spielen die regionale Vernetzung und Austauschprozesse für die Zukunftsfähigkeit der Uni  und Fakultät in der Region? Und welche Bedeutung und Zielsetzungen gehen hinsichtlich der Anstrengungen zur regionalen Vernetzung von Uni mit Region einher?“

    Volker Wulf: „Unsere Fakultät arbeitet bereits in vielfältiger Form mit der Region zusammen. Es gibt eine gesunde Basis an gemeinsamen Forschungsprojekten, der Möglichkeit für Diplom-, Bachelor- und Masterarbeiten oder Lehrveranstaltungen mit regionalen Unternehmen. Die Fakultät III wird hier in Zukunft noch weitere Akzente setzen. Es ist geplant, einen speziellen Advisor einzustellen, um neuartige Lehrveranstaltungskonzepte zwischen Uni und regionaler Wirtschaft zu entwickeln und die relevanten Akteure zu vernetzen. Wir glauben, dass die Fakultät mit ihrem Portfolio an angewandten Wissenschaftsdisziplinen aus der Kooperation auch wissenschaftlich erhebliche Nutzen ziehen kann. Aber auch zur Entwicklung der Region ist dies wichtig, wir sitzen hier im berühmten gemeinsamen Boot. Viele meiner KollegInnen setzen sich in besonderer Weise mit den spezifischen Belangen mittelständischer Unternehmen auseinander, die das Siegerland prägen. Insbesondere dem großen Engagement der Sparkasse Siegen ist es zu verdanken, dass  aktuell ein eigenes Forschungskolleg als regionaler „Think Tank“ entsteht. Auf Initiative von Rektor  Burckhart und unter Leitung meines Kollegen Carsten Hefeker wird das Forschungskolleg das universitäre Leitthema „Zukunft menschlich gestalten“ ausarbeiten. Das auf internationale Sichtbarkeit orientierte Forscherkolleg wird dabei thematisch eng auf die Region bezogen arbeiten.“

    Siegen inspiriert: „Warum sind Sie gerne an der Uni Siegen und in der Region tätig?“

    Volker Wulf: „Die Uni Siegen ist eine mittelgroße Universität, die durch eine spezifische Kultur interdisziplinärer Kooperation geprägt ist. Die überschaubare Größe bietet die Möglichkeit, neue Fragestellungen mit innovativen Methoden sehr interdisziplinär zu bearbeiten. Im Gegensatz zu großen und traditionellen Universitäten, sind wir in der Lage, uns schneller neuen Fragestellungen zu stellen. Dort, wo sie erfolgreich ist, arbeitet die Universität Siegen häufig in gesellschaftlich relevanten Nischenbereiche des Wissenschaftsbetriebs, die große Universitäten aus strukturellen Gründen so nicht adressieren können. Beispiele solcher Nischenstrategien sind die Mittelstandsorientierung in den Wirtschaftswissenschaften oder die Ausformulierung einer Medienforschung an der Schnittstelle von Kultur-, Sozial- und Technikwissenschaften. Die Siegener Medienforschung ist dabei erst kürzlich bei der Einrichtung eines Graduiertenkollegs unter Leitung meines Kollegen Erhard Schüttpelz sehr positiv von der DFG begutachtet worden. Das Siegerland kann für all diese Aktivitäten ein sehr interessantes Forschungslabor als exploratives Feld angewandter Forschung bieten, „Living Lab“, wie wir es nennen.“

    Siegen inspiriert: „Rückblickend auf die ersten 100 Tage als neuer Dekan der Wirtschaftsfakultät, was hat Sie besonders beeindruckt?“

    Volker Wulf: „Unsere Fakultät ist auf gutem Wege, sich den erheblichen Herausforderungen der Zukunft zu stellen. Wir müssen sowohl die internationale Sichtbarkeit als auch die regionale Wirksamkeit unserer Lehr- und Forschungsaktivitäten ausbauen. Dieser Spagat erfordert fachspezifisch zugeschnittene Lösungsansätze. Wichtig ist dabei zu sehen, dass die Herausforderungen der Zukunft nur von Region und Hochschule gemeinsam zu meistern sind. Die schon bestehenden Kooperationen lassen erkennen, dass diesbezüglich noch erhebliches Potential schlummert. Dieses müssen wir mit Leben und Aktionen füllen, und möglichst Viele mit auf die Reise nehmen.“

    Siegen inspiriert: „Vielen Dank, Herr Wulf, für das Gespräch.“

    Das Interview führte Dominik Eichbaum, Wirtschaftsförderung Stadt Siegen

    Link zum Interview: Siegen inspiriert